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Jürgen Leppig

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) plant, weitergebildeten Handwerksmeistern über eine sogenannte Gewerkeliste Zeichnungsberechtigung für Einzelmaßnahmen ihres Gewerks im Rahmen des KfW-Förderprogramms „Energieeffizient Sanieren" zu gewähren.

Deutschlands größter Energieberaterverband GIH befürchtet deutliche Qualitätsverluste am Bau. „Das bislang bestehende Vier-Augen-Prinzip, nach dem ein ganzheitlich geschulter Fachmann geförderte handwerkliche Sanierungsmaßnahmen überprüfen muss, hat seine guten Gründe", so der GIH-Bundesvorsitzende Jürgen Leppig.

„Wir sind der Überzeugung, dass einer zielgerichteten Sanierung eine fachmännische und gewerkeübergreifende Gesamtschau vorausgehen muss. Erst aus diesem neutralen Blick aufs Ganze lassen sich die Sanierungsschritte ableiten, deren Umsetzung im Gesamtsystem einer Immobilie sinnvoll und zielführend ist. Dies ist auch der Grund, warum wir uns schon seit längerem für einen individuellen Sanierungsfahrplan, der ein Gebäude für die nächsten 30 Jahre betrachtet, einsetzen", begründet Energieberater Leppig die Bestrebungen seines Verbands.

Während nach § 21 EnEV ausgebildete Energieberater – diese Weiterbildung ist aktuell Voraussetzung für die Zeichnung einschlägiger KfW-Bundesförderprogramme – gelernt haben, ganzheitlich und gewerkeübergreifend zu beraten, haben Handwerksmeister ohne diese Fortbildung meist nur ihr eigenes Metier im Auge. „Wechselwirkungen mit anderen Gewerken haben sie in der Regel nicht im Blick. Dies ist eine Problematik, die sich auch durch eine Schmalspurqualifizierung nicht beheben lässt", so Leppig.

Zudem ist der GIH überzeugt, dass die Schaffung zusätzlicher Betätigungsfelder für Handwerker alles andere als geeignet ist, um den bereits jetzt bestehenden Sanierungsstau zu beheben: „Schon heute besteht ein großes Planungsproblem bei Sanierungen darin, beizeiten einen Handwerker an den Start zu bekommen. Ist ein solcher Handwerker künftig auch noch mit Förderanträgen beschäftigt, dürfte sich der Engpass eher verschlimmern", prognostiziert Leppig.

„Will man die mühsam aufgebaute Qualität am Bau halten, muss weiterhin die Devise „Schuster bleib bei deinen Leisten" gelten. Sprich: Ein Energieberater berät und plant, ein Handwerker setzt um und der Energieberater wiederum kontrolliert und bestätigt. Und will der Schuster mehr, so muss er sich eben umfassend, ganzheitlich und gewerkeübergreifend zum „Gebäudeenergieberater im Handwerk" weiterbilden", stellt der GIH-Vorsitzende klar.

Soll die Förder- und Sanierungsquote sinnvoll gesteigert werden, sei der Gesetzgeber weit besser beraten, die KfW-Förderung interessanter und lukrativer zu gestalten. "Unsere Vorschläge, wie ein individueller Sanierungsfahrplan fördertechnisch sinnvoll in bestehende KfW-Programme integriert werden kann, hat das Ministerium seit über zwei Jahren auf dem Tisch liegen", so Leppig.

Quelle: GIH Bundesverband e.V.

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