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Ein Jahr vor der Bundestagswahl stellt der Verband Beratender Ingenieure VBI in einem Grundsatzpapier zentrale Positionsbestimmungen und Forderungen für eine starke Planungswirtschaft in Deutschland vor. 

Dazu erklärt VBI-Präsident Jörg Thiele: „Die kommenden zehn Jahre werden die Branche tiefgreifend verändern:

Die Digitalisierung revolutioniert und integriert das Planen und Bauen. Der Klimawandel und die Reduzierung der CO2-Emissionen erfordern zwingend den Ausbau umweltfreundlicher Technologien, die Entwicklung neuer Bauverfahren und die verstärkte Nutzung natürlicher Baustoffe. Dafür sind auch deutlich beschleunigte und schlankere Planungsprozesse grundlegend. Gleichzeitig verstärken das bisher stetige Wirtschaftswachstum und der demografische Wandel den Wettbewerb um die besten Köpfe. Parallel ringen die Planungsunternehmen mit den Folgen der Coronakrise und den daraus erwachsenen Verzögerungen von Investitionen.“

Zentrale Forderungen:

Die grundsätzliche Trennung von Planung und Bauausführung stellt sicher, dass für den Auftraggeber optimale Planungsleistungen erbracht werden und keine Interessenvermischung stattfindet oder sachfremde Interessen in den Planungsprozess einfließen. Bei allen neuen Modellen integrierter Zusammenarbeit muss dieser Grundsatz berücksichtigt werden. Denn nur so werden langlebige Bauwerke realisiert, die viele Generationen nutzen können.

Für den VBI ist klar: Die Abschaffung der Verbindlichkeit der Honorar-Mindest- und Höchstsätze darf weder von den Auftraggebern als Signal für Dumpinghonorare verstanden werden, noch zu einem Unterbietungswettbewerb auf Seiten der Auftragnehmer führen. Beide Seiten sind gehalten, sich an den Mittelwerten der HOAI zu orientieren und dem Leistungswettbewerb Vorrang vor einem Preiswettbewerb einzuräumen. Nach der aktuellen Neuordnung der HOAI müssen schnell die einzelnen Leistungsbilder fortgeschrieben sowie die seit 2013 unveränderten Tafelwerte in der HOAI angehoben werden.

Als Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft kann die deutsche Planungs- und Bauwirtschaft einen erheblichen Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung des gesamten Landes leisten. Insbesondere durch öffentliche Investitionen in Verkehrsinfrastruktur, Wohnen, Gesundheit, Energieversorgung, Schulen und Industrie können nachhaltige Wachstumsimpulse für die gesamte deutsche Wirtschaft gesetzt werden. Investitionen sowohl der öffentlichen Hand als auch privater Investoren sollten daher im geplanten  Umfang fortgeführt und Kommunen dabei unterstützt werden.

Bei der Umsetzung von Infrastrukturvorhaben erschweren oft überlange Verfahren und restriktive Auflagen die zeitnahe Verwendung bereitgestellter Mittel. Die zentrale Herausforderung besteht daher darin, Planungs- und Genehmigungsprozesse so zu beschleunigen, dass die beschlossenen Straßen-, Schienen- und Wasserstraßen-Projekte deutlich schneller realisiert werden können. Daneben ist es erforderlich, die Vergabeverfahren qualitativ zu verbessern. Die Planungsunternehmen können nur dann belastbare Angebote erstellen, wenn in der Ausschreibung die geforderte Leistung hinreichend beschrieben ist. Vor Durchführung des Ausschreibungsverfahrens sollte der Auftraggeber seine Aufgabenstellung klären und eine Bedarfsplanung erstellen.

Der digitale Wandel fordert und ermöglicht neue Wege in der Wertschöpfungskette Bau. Die Reformkommission „Großprojekte“ hat einen wichtigen Impuls für die konsequente Einführung von BIM in Deutschland gegeben. Der VBI ist dabei aktiver Partnern und setzt auf erhebliche Effizienz- und Synergieeffekte.

Der VBI begrüßt die Klimaziele der Bundesregierung und den Green Deal der Europäischen Union zur weitgehenden Dekarbonisierung. Angesichts sehr langer Lebenszyklen von Gebäuden muss sich zukunftsfähiges Bauen schon heute an den Klimazielen von 2050 ausrichten. Daher ist es auf der einen Seite richtig, die Anforderungen an Neubauten im Blick zu behalten und schrittweise anzuheben. Auf der anderen Seite liegt der Hebel in der energetischen Sanierung der Bestandsgebäude. Daher schlägt der VBI eine steuerliche Förderung von Umnutzungsmaßnahmen vor, wenn so CO2 gegenüber einem Neubau eingespart werden kann. Die avisierte Betrachtung der grauen Energien ist daher zu begrüßen und sollte schon in die nächste Novelle des Gebäudeenergiegesetzes einfließen.

Durch die Mitgliedschaft im Akkreditierungsverbund für Bachelor-Studiengänge des Bauwesens (ASbau) fördert der VBI die berufsqualifizierende Hochschulausbildung der Bauingenieurinnen und Bauingenieure. Die Ingenieurunternehmen benötigen grundständig ausgebildete Ingenieure, die von Anfang an in der Lage sein müssen, Projektarbeit zu leisten. Daher tritt der VBI für eine konsequente Beachtung des vom ASbau erarbeiteten Referenzrahmens durch die Hochschulen und die Akkreditierungsinstitutionen ein.

Der VBI fordert verlässliche Rahmenbedingungen für deutsche Consultingunternehmen im Ausland. Hierfür müssen insbesondere die Vertragsbedingungen auf internationalen Märkten fair und transparent sein. Deutsche und europäische Auftraggeber und Finanzierungsinstitutionen müssen bei der Vertrags-gestaltung darauf achten, Probleme der Doppelbesteuerung zu vermeiden. Im Rahmen von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit gilt es, möglichst eine Steuerbefreiung der Projekte zu erreichen und die Bewertung der Angebote auf der Grundlage von Nettowerten vorzunehmen.

Das vollständige Positionspapier steht auf der VBI-Website.

Quelle: Verband Beratender Ingenieure VBI

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