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Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden, Baden-Württemberg laut aktuellem Koalitionsvertrag sogar bis 2040. Der Gebäudebereich spielt dabei eine entscheidende Rolle, da er aktuell rund ein Drittel aller CO2-Emissionen verursacht. Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer müssen daher ihre Immobilien in den nächsten 20 Jahren energetisch fit machen.

Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin. Mit Hilfe von Fachleuten ist dies gut machbar: Energetische Sanierungsmaßnahmen können den Treibhausgasausstoß drastisch verringern. Um auf null zu kommen, wird der verbleibende Energiebedarf aus erneuerbaren Energien bereitgestellt. Die finanzielle Förderung hilft beim Umbau enorm – bis zu 50 Prozent der Kosten übernimmt der Staat.

Die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor lagen 1990 in Deutschland bei noch 210 Millionen Tonnen CO2. Dank energieeffizienter Neubauten und Sanierungen sanken die Emissionen bis 2014 auf rund 120 Millionen Tonnen, wo sie seither stagnieren. 2030 sollen sie laut dem aktuellen Klimaschutzgesetz bei 67 Millionen Tonnen liegen und bis 2045 bundesweit auf null sinken. Die Erfolgsformel für die CO2-Reduktion lautet: Energieeffizienz steigern und Erneuerbare Energien flächendeckend einsetzen. Bis in rund 20 Jahren darf die im Gebäude verbrauchte Energie keine Treibhausgasemissionen mehr verursachen. „Wer ein neues oder bestehendes Gebäude besitzt, sollte daher bei der Strom- und Wärmeversorgung auf zukunftsfähige Technologien setzen“, erklärt Frank Hettler von Zukunft Altbau. Energieberaterinnen und Energieberater leisten hier wertvolle Entscheidungshilfe.

Schritt 1: Das Haus fit für erneuerbare Energien machen

Bei der Wärmeversorgung gilt es, in einem ersten Schritt das Gebäude „fit“ für erneuerbare Energien zu machen. Damit werden einzelne Sanierungsmaßnahmen am und im Gebäude bezeichnet, etwa eine Dachdämmung. Sie reduzieren den Energiebedarf so weit, dass die Nutzung erneuerbarer Energien möglich wird. Denn durch die Maßnahmen an Außenbauteilen sinken die Wärmeverluste des Gebäudes. Nötig ist auch ein hydraulischer Abgleich der Heizung: Er optimiert die Wärmeverteilung und reduziert das erforderliche Temperaturniveau der Heizung. „Für den Anschluss an erneuerbare Wärmenetze oder den Einsatz einer Wärmepumpe ist das wichtig, denn sie arbeiten bei einem niedrigen Temperaturniveau wesentlich effizienter“, erklärt Dr. Volker Kienzlen von der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg. „In der Regel muss dazu die Vorlauftemperatur des Heizsystems auf maximal 55 Grad Celsius sinken, besser sogar auf unter 50 Grad.“

Wie viel im Einzelfall gedämmt werden muss, hängt vom Zustand des Gebäudes ab. Nur selten müssen Dach, Fassade und Keller auf einmal saniert werden. Oftmals reichet es aus, zunächst einzelne Bauteile zu verbessern. Was genau nötig und sinnvoll ist, erfahren Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer bei einer individuellen Energieberatung.

70 Prozent der Wohngebäude müssen energetisch saniert werden

Doch wann ist ein bestehendes Gebäude sanierungsbedürftig? Gebäude, die jünger als 20 Jahre sind, gelten als Neubau und entsprechen weitgehend dem Niveau, das das heute geltende Gebäudeenergiegesetz (GEG) vorgibt. Das heißt: Alle vor 2002 errichteten Gebäude müssen jedoch mittelfristig saniert werden, sofern sie es nicht schon sind. Ein Blick auf die Zahlen in Baden-Württemberg zeigt, wie groß der Sanierungsbedarf ist. Er ist auf andere Bundesländer weitgehend übertragbar. Im Südwesten sind rund 21 Prozent aller Wohngebäude vor 1945 errichtet worden, 43 Prozent von 1946 bis 1976, 22 Prozent von 1977 bis 1994 und sechs Prozent von 1994 bis 2001. Der Anteil der Neubauten ab 2002 am gesamten Gebäudebestand liegt bei acht Prozent.

Geht man nun davon aus, dass mit der bisherigen Sanierungsquote von einem Prozent pro Jahr seit 2002 etwa zwanzig Prozent und damit jedes fünfte Gebäude saniert wurde, liegt der Anteil von Häusern mit einem energetisch guten Niveau aktuell bei knapp 30 Prozent.
Sprich: Heute sind rund sieben von zehn Gebäuden energetisch unsaniert. Um sie in den nächsten 20 Jahren energetisch fit zu machen, muss die Sanierungsquote bis 2030 auf rund drei Prozent jährlich und danach darüber hinaus steigen.

Schritt 2: Verbleibenden Energiebedarf erneuerbar decken

Wer sein nicht saniertes Wohnhaus energetisch modernisiert, verringert den Energiebedarf um den Faktor drei bis vier. Der Energiebedarf für Heizung und Warmwasser liegt für über 20 Jahre alte, energetisch unsanierte Gebäude aktuell bei durchschnittlich rund 180 Kilowattstunden (kWh) je Quadratmeter und Jahr. Energieeffiziente Neubauten oder ein Altbau nach ambitionierter Vollsanierung benötigen für Heizung und Warmwasser rund 45 kWh. Dies ist vergleichbar mit dem zukunftsfähigen und geförderten Effizienzhausstandard 55.

Den restlichen Bedarf sollen erneuerbare Energien decken. Wie sich der Heizungsmix in Wohngebäuden entwickelt, ist nicht einfach zu prognostizieren, da viele Technologien konkurrieren. „Aus heutiger Sicht werden insbesondere die bereits etablierten Wärmepumpen zum Einsatz kommen“, so Frank Hettler von Zukunft Altbau. „Auch Fernwärme und Holz als Energieträger leisten dann einen Beitrag zur erneuerbaren Wärmeversorgung.“ Während im Jahr 2021 noch die meisten Heizungen auf Basis von Erdgas und Erdöl laufen, werden die drei genannten Erneuerbaren-Technologien in der Zukunft den Großteil des Bedarfs decken. Die CO2-Emissionen sinken mit ihnen in den nächsten zwei Jahrzehnten gegen null – vorausgesetzt, die Stromerzeugung wird planmäßig auf erneuerbare Energien umgestellt.

Fazit: Klimafreundliche Alternativen für die Strom- und Wärmeversorgung zuhause sind heute schon ausreichend vorhanden. Ein oder zwei individuell ausgewählte Einzelmaßnahmen machen die Häuser fit für erneuerbare Heiztechnologien.

Quelle: Zukunft Altbau

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