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Es ist kaum wiederzuerkennen: In Esslingen ist aus einem unbewohnten, ehemaligen Studentenwohnheim aus dem Jahr 1960 ein modernes Mischgebäude zum Wohnen und Arbeiten entstanden – dank einer Komplettsanierung.

Das hat sich nicht nur optisch, sondern auch ökologisch gelohnt: Der Endenergiebedarf ist von 200 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr auf 13 Kilowattstunden gesunken. Das entspricht einer Einsparung von 93 Prozent. Auf das vorbildhafte Sanierungsprojekt weist Zukunft Altbau hin, das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm. Solarthermie und Erdwärme liefern nachhaltige Energie und machen das Büro- und Apartmenthaus unabhängig von fossilen Brennstoffen. Ökologische Dämmstoffe wie Holz- und Steinwolle sorgen für eine hohe Energieeffizienz und ein angenehmes Raumklima. Die weitsichtige Sanierung wurde bereits vor fünf Jahren durchgeführt, die Ergebnisse sprechen für sich: Der CO2-Ausstoß liegt heute nur bei rund neun Kilogramm pro Quadratmeter und Jahr. Zum Vergleich: Unsanierte Gebäude haben oft 35 bis 75 Kilogramm pro Jahr und Quadratmeter.

Abreißen und neu bauen oder sanieren? Vor dieser Entscheidung standen 2015 auch die Bauherren des heutigen Büro- und Aparthotels B29 in der Esslinger Altstadt, das Immobilien-Unternehmen Metzger & Co. Das frühere Studentenwohnheim war nicht mehr bewohnt und deutlich in die Jahre gekommen, optisch und energetisch. Die Innenaufteilung des Gebäudes und die vorhandene Bausubstanz hatten jedoch Potenzial. Den Ausschlag für die energetische Sanierung gab schließlich die Umwelt: „Altbauten zu sanieren, spart große Mengen an grauer Energie im Vergleich zur Errichtung eines Neubaus ein, da man die vorhandene Bausubstanz nutzt“, erklärt Frank Hettler von Zukunft Altbau. „Und beim Heizenergiebedarf können sie genauso effizient sein wie ein Neubau. Um den Gebäudesektor klimafreundlicher zu machen, sind energetische Sanierungen ein wichtiges Mittel.“

Wärmedämmung für das gesamte Haus

Ziel der Bauherren in Esslingen war, den Energiebedarf und die CO2-Belastung sowohl während der Sanierungsphase als auch im späteren Betrieb möglichst niedrig zu halten. Im Mittelpunkt standen deshalb erneuerbare Energien und ökologische Baumaterialien. Das Mischgebäude besteht nun aus einer großen gewerblichen Einheit und 52 Ein- und Zweizimmer-Apartments.

Eine neue und helle Fassade hat dem Büro- und Apartmenthaus eine zeitgemäße Optik verliehen. Rundum wärmeisoliert wurde das Gebäude mit Stein- und Holzwolle: Die Fassade erhielt eine Dämmung mit 22 Zentimetern Stärke, das Dach mit 28 Zentimetern. Eine 18 Zentimeter dicke Schicht aus Holzwolle isoliert die Kellerdecke. „Die Wärmedämmung der gesamten Gebäudehülle senkt den Heizbedarf im Winter und hält die Räume im Sommer angenehm kühl“, freut sich Mirja Metzger. „Dafür sorgen auch neue Fenster auf Passivhaus-Niveau.“ Mit dreifacher Wärmeschutzverglasung ausgestattet verhindern die Aluminiumfenster, dass Heizwärme nach außen strömt. Das erhöht die Behaglichkeit in den Wohn- und Büroräumen. Zudem wurde eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut. Sie bringt sauerstoffreiche Frischluft in die Räume.

Wärmepumpe und Solarthermie liefern die Wärme 

Auch die Gebäudetechnik haben die Bauherren auf den Kopf gestellt. Eine Wärmepumpe ersetzt die alte Heizung. Sie nutzt die natürliche Wärme der Erde, um die Heizwärme für das Gebäude zu liefern. Im Sommer lässt sich mit der Erd-Wärmepumpe auch passiv und umweltverträglich kühlen. Besonders praktisch: die dabei entstehende, überschüssige Wärme wird über Sonden ins Erdreich geleitet – zur Pufferung für die nächste Heizperiode. Die Abwärme aus der Gebäudekühlung dient im Sommer zur Bereitstellung von Warmwasser.

Eine 120 Quadratmeter große Solarthermieanlage erwärmt das Wasser ebenfalls und unterstützt die Heizung in der Übergangszeit sowie im Winter. Hinzu kommen ein großer Pufferspeicher im Keller und Zwischenspeicher auf den Etagen, die jeweils zwei Apartments versorgen. Damit können die Bewohnenden maximal viel Sonnenenergie nutzen. Über ein detailliertes Monitoring werden die einzelnen Verbräuche genau kontrolliert und optimiert. Dank Wärmedämmung und effizienter Technik ist aus dem alten Wohnheim schließlich ein modernes Effizienzhaus auf KfW-Standard 55 geworden. Der Vorteile eines so effizienten Gebäudes: Die Mieterinnen und Mieter sind von den aktuell stark gestiegenen Heizkosten kaum betroffen.

Modernes Arbeiten mit Ausblick und E-Mobilität

Der Ansporn, ein rundum nachhaltiges Wohn- und Arbeitskonzept zu schaffen, machte auch vor der Tiefgarage nicht Halt. Dort stehen fünf Elektrofahrzeuge zur Verfügung. „Über ein Buchungssystem können die Mitarbeitenden im Gebäude flexibel und komfortabel eines der E-Autos mieten und zu Terminen gelangen, ohne dafür einen eigenen Pkw zu benötigen“, erklärt Metzger. Für das Personal des Büro- und Apartmenthotels B29 stehen außerdem Terrassen mit Blick auf den Neckar und die Esslinger Weinberge zur freien Verfügung.

Mit viel Liebe zum Detail und einem Gespür für Nachhaltigkeit haben die Bauherren in Esslingen ein Vorzeigeobjekt geschaffen: In einem landesweiten Effizienzwettbewerb erhielt das Objekt den 1. Preis in der Kategorie Sanierung Mehrfamilienhaus/Geschosswohnung. Das Projekt gilt damit in ganz Baden-Württemberg als Vorbild.

Steckbrief Sanierung

Umbau und energetische Sanierung eines Wohnheims in Esslingen zu einem modernen Gewerbe- und Apartmentgebäude.

Maßnahmen

  • Dämmung von Fassade, Dach und Kellerdecke mit nachhaltigen Dämmstoffen
  • 3-Scheiben-Wärmeschutzfenster
  • Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
  • Erd-Wärmepumpe
  • Solarthermieanlage

Ergebnis

  • Die Apartmentbewohner profitieren ganzjährig von Wohnkomfort und Wohlfühlklima
  • Die Mitarbeitenden der Gewerbeeinheit profitieren von angenehmer Raumluft und E-Mobilität
  • Reduktion des Endenergiebedarfs: Von rund 200 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a) auf 13 kWh/m²a
  • Die CO2-Emissionen liegen jetzt bei nur noch rund 9 Kilogramm pro Quadratmeter und Jahr (kg/m²a). Unsanierte Gebäude haben oft 35 bis 75 kg/m²a.

Quelle: Zukunft Altbau

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