Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) hat auf den Berliner Energietagen 2017 ein neues Instrument der Energieberatung vorgestellt. Der „individuelle Sanierungsfahrplan“ ist ein softwaregestütztes Tool, das einen Überblick über die in einem Gebäude langfristig anstehenden Sanierungen gibt.
Neben Energieeinsparpotenzialen und den Einsatzmöglichkeiten für erneuerbare Energien gibt das Tool auch eine Einschätzung der dafür notwendigen Investitionen ab und weist die Heizkosten- und CO2-Einsparungen aus. "Der neue individuelle Sanierungsfahrplan bietet Eigentümern eine transparente, maßgeschneiderte Übersicht über Sanierungsschritte für ihre Gebäude. Sie bekommen auf einfache Weise dargestellt, wann welche Maßnahmen zu erwarten sind, welche Umsetzung sie beinhalten und wie sie sich zu einer Gesamtsanierung zusammenfügen", sagte Staatssekretär Rainer Baake auf den Berliner Energietagen.
Arbeitshilfe für Energieberater
Energieberater können das neue Instrument freiwillig einsetzen. Es strukturiert den Beratungsablauf systematisch und ersetzt das aufwendige Verfassen und Gestalten von individuellen Ergebnisberichten. So werden die ohnehin im Bilanzierungsprogramm eingegebenen Daten genutzt und durch Freitexteingaben ergänzt. Per Klick können Energieberater daraus zwei Booklets für die Hauseigentümer als PDF-Dateien herunterladen:
- „Mein Sanierungsfahrplan“ fasst alle wichtigen Informationen zusammen,
- die „Umsetzungshilfe für meine Maßnahmen“ enthält weiterführende Erläuterungen zu den angedachten Maßnahmen(-paketen) und Kosten.
Mit dem Sanierungsfahrplan kann man die Ergebnisse der Energieberatung von Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Mehrfamilienhäusern erstmals bundesweit einheitlich darstellen.
Sanierungsfahrplan als Beratungsnachweis anerkannt
Der „individuelle Sanierungsfahrplan“ wurde in Zusammenarbeit mit der Bundesstelle für Energieeffizienz im BAFA und einem externen Konsortium aus der Deutschen Energie Agentur (dena), dem Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) und dem Passivhaus Institut (PHI) entwickelt. Der Sanierungsfahrplan wird im Rahmen der Vor-Ort-Beratung ab dem 01.07.2017 vom BAFA als Ergebnis einer Energieberatung anerkannt und gefördert.
BuVEG: "Sanierungsfahrplan ist halbherzig"
Kritik kommt aus dem Bundesverband Energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG). "Der Sanierungsfahrplan ist ein halbherziger Versuch, die Gebäude in Deutschland fit für die Zukunft zu machen", meint Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des BuVEG. Es sei zwar gut, dass die Sanierung und die dazugehörigen Fördermöglichkeiten nun besser strukturiert werden könnten. Ein zusätzlicher Anreiz, etwas an seinem Haus zu tun, ist der Sanierungsfahrplan seiner Meinung nach allerdings nicht.
"Der Sanierungsrückstand ist gerade bei den Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland hoch. Um dies zu ändern, sollte der Sanierungsfahrplan mit besseren und vor allem einfacheren Fördermöglichkeiten verknüpft werden", so Hindrichs. Ohne eine solche Verknüpfung würde das nun vorgestellte Instrument kaum Wirkung entfalten. Sinnvoll wäre es zudem, einen Sanierungsfahrplan bei Eigentümerwechseln zur Pflicht zu machen. Wer ein Haus kaufe, müsste sich dann auch um eine planvolle Sanierung kümmern, wenn er Fördermittel bekommen will, so der BuVEG-Geschäftsführer. (fei)