Das Nachrichtenportal für TGA-, HLK- und Sanitär-Experten
Fachbeitrag: Wie Grün- und Wasserflächen städtische Hitzestaus reduzieren

Artikelinhalt

 

3. Aktuelle Projekte und politische Maßnahmen

Angesichts der dramatischen Klimaprognosen für die kommenden Jahrzehnte sind Anpassungsmaßnahmen dabei, ein zentrales Thema für die Städteplanung zu werden. Dabei begegnen Politiker der Problematik laut vielen Wissenschaftlern nicht schnell genug und nicht entsprechend der Geschwindigkeit des Klimawandels [9]. Obwohl viele Akteure Handlungsbedarf sehen, stehen den konkreten Projekten oft Hindernisse auf verschiedenen administrativen Ebenen entgegen, was unter anderem auch daran liegt, dass in Deutschland Klimaanpassung bis jetzt noch keine Pflichtaufgabe war [10]. Klimaanpassungsmaßnahmen im Bereich Stadtgrün und -Wasser umzusetzen, betrifft in erster Linie die kommunale Ebene. Regelungen in diesem Bereich existieren im jeweiligen Landesrecht und in Städte- und Gemeindeverfassungen [13].

Selbst wenn das politische Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf unter 2 ° C zu begrenzen, erreicht würde, ist mit erheblichen Auswirkungen der bereits stattgefundenen Erwärmung zu rechnen. Mit dieser Begründung beschloss beispielweise das Bundeskabinett 2008 die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel [14]. Darin geht es vor allem darum, eine gemeinsame Wissensbasis über die lokalen Auswirkungen, Gefahren und Risiken zu schaffen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. In dem 2011 folgenden Aktionsplan (APA I) wird städtisches Grün zur Verminderung der Auswirkungen von Starkregen und Hitzewellen genannt. Aktuell läuft das Förderprogramm von Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels des Bundesumweltministeriums, womit Anpassungskonzepte von Unternehmen, die Entwicklung von Bildungsmodulen zu Klimawandel & Klimaanpassung und kommunale Leuchtturmvorhaben sowie der Aufbau von lokalen und regionalen Kooperationen gefördert werden [15].

Entwicklung einer Gründachstrategie

Zur Adaption an die Folgen der Klimaveränderung setzt die erste deutsche Großstadt Hamburg auf die Begrünung von städtischen Dachflächen. Der Fokus liegt hierbei primär auf der Regenwasserrückhaltung und nicht auf stadtklimatischen Gründen. Seit September 2014 bis Juni 2017 läuft das Projekt Entwicklung einer Gründachstrategie, Prozessmanagement und Implementierung eines strategischen Konzepts [16]. Die Strategie besteht aus den drei Handlungsschwerpunkten Fördern, Fordern und Dialog. Grundstückseigentümer können ab sofort Zuschüsse für den Bau von Gründächern beziehen. Die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) stellt bis 2019 ein Förderprogramm mit einem Volumen von drei Millionen Euro zur Verfügung. Darüber hinaus können Gründachbesitzer indirekt von der Splittung in Schmutz- und Niederschlagswassergebühren profitieren. Die Niederschlagswassergebühr wird im Fall von Dachbegrünungsanlagen mit einem bestimmten Mindestaufbau um 50% gemindert.

Im Schwerpunkt Fordern geht es darum, die Strategie für Neubauprojekte verbindlich in den Instrumenten Baugesetzbuch, Naturschutzgesetz, Bauordnung und Abwassersatzung umzusetzen. In allen Bebauungsplänen soll das Anlegen von Gründächern festgelegt und vereinheitlicht werden. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der HafenCity Universität (HCU) entwickelt, die vor allem die wissenschaftlichen Erhebungen, Auswertungen und die anschließende Evaluierung vornimmt. Hier wird untersucht, welche Wirkung die realisierte Dachbegrünung für den Regenwasserabfluss und Wasserrückhalt, insbesondere bei Starkregenereignissen, besitzt. Darüber hinaus geht es um die mögliche Anwendbarkeit der Ergebnisse auf andere Städte. Der dritte Schwerpunkt Dialog liegt im Bereich der Kommunikation und Vernetzung. Ziele, Organisation und Durchführung des Projekts werden über eine Internetplattform der Öffentlichkeit präsentiert. Die beteiligten Akteure, wie Planer, Behörden, Unternehmen und Bürger, werden beispielsweise durch Workshops und Informationsveranstaltungen zusammengebracht.

Grüne Zimmer

Die Stadt Ludwigsburg erprobt den Einsatz von sogenannten „Grünen Zimmern“. Diese speziellen Baumwände können nachträglich auf Plätzen installiert werden und dort Schatten bieten. Um die Wirkung zu maximieren, werden diese bewässert, was langfristig mit auf- gefangenem Regenwasser umgesetzt werden soll [17]. Das Ziel ist es, kleine kühlende Inseln in der Stadt zu schaffen, um den Menschen im öffentlichen Raum während einer Hitzeperiode Schutz zu bieten. Die mikroklimatische Wirkung, das körperliche Empfinden und die Akzeptanz in der Bevölkerung werden im Laufe des Projekts von der Uni Stuttgart erhoben und ausgewertet.

Schlagwörter: ,
0
0
0
s2smodern