Am 07. und 08.11.2018 trafen sich rund 200 Branchenvertreter und Gäste aus Politik, Wissenschaft und Industrie auf dem 16. Forum Wärmepumpe des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) e.V. Die Energiepolitik der Bundesregierung kam dabei gar nicht gut weg.
Dringend notwendige Sanierungswelle im Wärmebereich
In seiner Eröffnungsrede zog der BWP-Vorstandsvorsitzende Paul Waning eine kritische Bilanz der Energiepolitik der Bundesregierung. Nicht einmal annähernd seien die Ziele des Koalitionsvertrages in Angriff genommen worden. Deutschland hinke seinen Zielvorgaben hinsichtlich der CO2-Reduktion und der Sanierungsquote im Gebäudebestand weiterhin hinterher. Neben förderpolitischen Anreizen müsse auch ein faires Energiepreisgefüge dazu beitragen, das große Potenzial der Wärmepumpe für die Energiewende zu erschließen: „Die durch Abgaben künstlich gesteigerten Betriebskosten von Wärmepumpen sind für den Endverbraucher nicht plausibel und blockieren die dringend notwendige Sanierungswelle im Wärmebereich“, warnte Paul Waning.
Klimaschutz im Gebäudebereich
In Ihrem Grußwort betonte BEE-Präsidentin Simone Peter, dass es ohne Klimaschutz im Gebäudebereich langfristig keinen bezahlbaren Wohnraum gäbe. Zu den Highlights des ersten Veranstaltungstages gehörte der Beitrag von Thorsten Herdan (Abteilungsleiter BMWi), der den BMWI-Fahrplan für eine klimafreundliche Wärmeversorgung skizzierte und damit zur Podiumsdiskussion überleitete, in der es primär um die Ausgestaltung des Gebäudeenergiegesetzes ging und um die Möglichkeiten, erneuerbare Heizsysteme auch für den Modernisierungsbereich attraktiver zu machen.
Unter der Moderation von Kerstin Vogt (Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik e.V.), beteiligten sich neben Herdan Prof. Dr. Martin Neumann (MdB FDP), Julia Verlinden (MdB Bündnis 90, Die Grünen), Dr. Jörg Lippert vom Verband der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen und Clemens Dereschkewitz (ait Deutschland) an der Diskussion. Fazit: Es müsse immer wieder betont werden, dass die energetische Sanierung nicht Schuld ist an hohen Miet- und Immobilienpreisen. Dennoch sei eine Steuererleichterung für Altbausanierung zwingend erforderlich. Es herrschte zudem weitgehend Konsens darüber, dass der 2030-Klimafahrplan eingehalten werden könne, wenn die Politik zeitnah konkrete Ziele formuliere. Entscheidend sei Transparenz in der Kommunikation sowie ein ideologiefreier Dialog, um die Wärmewende nachhaltig voranzubringen.
BWP-Branchenstudie 2018
Holger Thamm (Stiebel Eltron), Sprecher des Ressorts Politik präsentierte die BWP-Branchenstudie 2018 mit dem Marktausblick bis 2050 in zwei Szenarien. Das progressive Szenario kommt auf mehr als acht Millionen Wärmepumpen bis 2050 und damit auf einen Marktanteil von ca. 47 Prozent. Die aktuelle AGORA-Studie „Wert der Effizienz im Gebäudesektor in Zeiten der Sektorenkopplung“ rechnet mit 14 Millionen Wärmepumpen um die Klimaziele bis 2050 erreichen zu können, wie Dr. Gerd Rosenkranz von AGORA Energiewende im Anschluss darstellte.
CO2-Bepreisung
Prof. Dr. Claudia Kemfert (DIW), verdeutlichte in Ihrem Beitrag die akute Gefährdung der Energiewende und appellierte an alle Akteure, gemeinsam deren konsequente Umsetzung zu sichern, denn der internationale Markt sei längst dabei, die deutsche Energiewirtschaft im Bereich der Erneuerbaren zu überholen. Hinsichtlich des Gebäudesektors plädiere das DIW u.a. für eine CO2-Bepreisung und schlägt vor, die Einnahmen beispielsweise für die energetische Gebäudesanierung zu nutzen.
In weiteren Vorträgen ging es unter anderem um die Erwartungen des Handwerks an die Industrie, um neueste Forschungsprojekte, um die europäische Marktentwicklung und es wurden anhand von spannenden Projekten aus In- und Ausland Themen wie Smart Grid, Systemmodule, Digitalisierung sowie Hybrid- und Multivalente Lösungen mit Wärmepumpe diskutiert. Die Präsentationen und das Programm sind in Kürze einsehbar unter www.forum-bwp.de/vortraege.
Wärmewende: Wärmepumpe als Schlüsseltechnologie
BWP Geschäftsführer Dr. Martin Sabel sendete zum Abschluss des ersten Tages folgenden Appell an die Politik: „Nicht nur die Akteure der Energiepolitik haben unter der Lähmung des politischen Apparates durch die internen Querelen zu leiden – das ist uns allen bewusst. Aber es ist nicht zu verantworten, dass das Potenzial der Wärmepumpe als Schlüsseltechnologie der Wärmewende verspielt wird, weil die entscheidenden Signale aus der Politik fehlen. Deshalb müssen wir gemeinsam Impulsgeber bleiben, und die Energiewende konsequent voranbringen um den Klimawandel zu stoppen.“ (BWP / fei)