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Hybridsysteme, zum Beispiel die Kombination von Öl-Brennwerttechnik und Photovoltaik, sorgen dafür, Treibhausgasemissionen im Gebäudebestand zu reduzieren. (Quelle: IWO)

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Mit ihrem jetzt vorgelegten politischen Maßnahmenpaket zur Erreichung der Energie- und Klimaziele im Immobiliensektor will die Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) im Jahr 2030 Treibhausgasemissionen in Höhe von 13 Millionen Tonnen zusätzlich einsparen. Aus der Branche gibt es Zustimmung.

Klimaziele nur mit staatlicher Förderung zu erreichen

Unter dem Titel „Notwendige Instrumente zur Erreichung der Energie- und Klimaziele 2030 im Gebäudebereich“ stellt die geea ein ganzes Maßnahmenbündel vor, wie bis zum Jahr 2030 CO2-Emissionen im Gebäudebestand und bei Neubauten eingespart werden sollen. Dazu zählen vor allem Maßnahmen wie die lange angekündigte steuerliche Förderung für private Hausbesitzer, verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten für die Immobilienwirtschaft, mehr Förderung von Einzelmaßnahmen, Effizienzhäusern und Nichtwohngebäuden sowie das gezielte Vorantreiben neuer Technologien.

geea Massnahmenpaket Grafik Saeulen Energiewende Gebäude

Bild 1: Drei Säulen der Energiewende in Gebäuden. (Quelle: dena, geea)

Für die geea spielen gleichzeitig Beratung und Kommunikation sowie die Verbesserung des Ordnungsrechts eine zentrale Rolle. Investoren, Hausbesitzer und Mieter sollten verstärkt über die Vorteile von Energieeffizienz informiert werden. Verstärkte Aufklärung ist tatsächlich nötig, denn: „Auch wenn der Gebäudebereich seine Treibhausgasemissionen seit 1990 bereits um mehr als 40 Prozent reduziert hat: Mit Blick auf die Sektorziele der Bundesregierung bleibt der Handlungsbedarf gewaltig“, sagt Andreas Kuhlmann, geea-Sprecher und Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena).

Die jährlichen Emissionen im Gebäudesektor sollen laut Klimaschutzplan der Bundesregierung auf 72 Millionen Tonnen im Jahr 2030 sinken, so Kuhlmann: „Das bedeutet eine Reduzierung um weitere fast 50 Millionen Tonnen – und das in den nächsten zehn Jahren. Davon sind wir weit entfernt.“ Die bereits stattfindende Gebäudesanierung, also Austausch von Heizungen und Fenstern sowie neue Dämmungen, bringt nach seinen Angaben erst eine Einsparung von rund 20 Millionen Tonnen, das geea-Maßnahmenpaket ermögliche weitere 13 Millionen Tonnen.

 geea Massnahmenpaket Grafik Emissionen im Gebäudesektor

Bild 2: CO2-Emissionen im Gebäudesektor. (Quelle: Klimaschutzplan 2050, dena, geea)

Um die verbleibende Lücke von etwa 15 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Gebäudesektor zu schließen, drängt Kuhlmann auf eine Diskussion über weitere Optionen. Diese könnten von einer beschleunigten Markteinführung von klimaneutralen, synthetischen Brennstoffen über einen CO2-Preis bis hin zum Handel mit Energieeinsparzertifikaten im Gebäudesektor reichen. Zudem seien weitere Klimaschutzpotenziale bei Themen absehbar, die zwar bereits diskutiert werden, aber nicht schnell genug vorankommen. Der geea-Sprecher nennt hier beispielhaft die energetische Sanierung von Quartieren anstelle einzelner Häuser, Chancen durch Automatisierung und Digitalisierung im Gebäudebetrieb oder auch die Entwicklung neuer Geschäfts- und Investitionsmodelle.


IWO unterstützt das geea-Maßnahmenpaket

Das IWO – Institut für Wärme und Oeltechnik, Mitglied in der geea, bezeichnet die vorgeschlagenen Maßnahmen als einen sehr wichtigen Beitrag in der Debatte. IWO-Geschäftsführer Adrian Willig: „Das vorgelegte Maßnahmenpaket zeigt, dass wir alle Möglichkeiten und Technologien ausschöpfen müssen, um die ambitionierten Klimaziele im Gebäudebereich zu erreichen.“ Der Wärmemarkt zeichne sich durch eine große Bandbreite aus. Da im ländlichen Bereich vielfach eine Umstellung auf rein erneuerbare Energieträger kurzfristig nicht realisierbar sei, müssten die vorhandenen Potenziale zur Senkung von Treibhausgasemissionen „konsequent und technologieoffen“ umgesetzt werden. Willig: „Dabei kann auch der Ölheizungsbestand zur Erreichung der Klimaziele 2030 beitragen.“

Wie das IWO mitteilt, wurde seit 1990 im Hinblick auf die Treibhausgasemissionen ölbeheizter Gebäude bereits überdurchschnittlich viel erreicht: Nach neuesten Berechnungen konnten die Emissionen aus Heizöl in Wohngebäuden sowie im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen bis 2017 bereits um 45 Prozent reduziert werden. „Durch mehr Effizienz, etwa durch Heizungsmodernisierungen mit Brennwerttechnik und energetische Verbesserung von Gebäudehüllen, können die Treibhausgasemissionen noch weiter sinken“, ist Willig überzeugt. „Dazu sind die von der geea vorgeschlagenen Fördermaßnahmen wie zum Beispiel eine steuerliche Förderung energetischer Gebäudesanierungen ein wesentlicher Schlüssel.“

IWO-Geschäftsführer Adrian Willig

Bild 3: IWO-Geschäftsführer Adrian Willig. (Quelle: IWO)

Hybridheizungen und neue Brennstoffe

Die Kombination von Öl-Brennwerttechnik und regenerativen Energieträgern in Hybridheizungen sorgt dafür, den Bestand zusätzlich „grüner“ zu machen. „Dafür sollten beispielsweise auch derzeit abgeregelte erneuerbare Strommengen in Hybridheizungen nutzbar gemacht werden“, schlägt Adrian Willig vor. Einen weiteren wichtigen Schritt sieht der IWO-Geschäftsführer in der ganzheitlichen Betrachtung und Förderung von hybriden Systemen. Dazu zählten auch Photovoltaik-Hybridsysteme zur anteiligen Nutzung von selbst erzeugtem Strom für die Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung. Darüber hinaus könnten auch die Brennstoffe selbst zu weiteren Treibhausgasminderungen beitragen. Willig: „Die Anerkennung flexibler Erfüllungsoptionen zur Minderung der brennstoffseitigen Treibhausgasemissionen wäre eine sinnvolle Maßnahme.“ Die Politik sieht Willig auch in der Pflicht, wenn es darum geht, innovative Technologien wie etwa Power-to-X mit geeigneten Markteinführungsprogrammen und verlässlichen Rahmenbedingungen zu unterstützen. In Summe wären mit den verschiedenen Maßnahmen auch im ölbeheizten Gebäudebestand die Klimaziele erreichbar. (kew)

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