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Ubergabe-Forderbescheid-Konsortium

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat dem ersten „Reallabor der Energiewende“ einen Förderbescheid in Höhe von mehr als 8,5 Mio. Euro übergeben. Das Projekt „SmartQuart“ kann somit im Januar starten. Erarbeitet wurde es von einem Konsortium mit Beteiligung der Viessmann Group und acht weiteren Partnern unter Federführung des Energieunternehmens innogy.

Ziel des Projektes ist es, den Einsatz fossiler Energieträger in den drei Projektquartieren weitgehend überflüssig zu machen. In den Städten Essen und Bedburg in Nordrhein-Westfalen sowie Kaisersesch in Rheinland-Pfalz werden dafür die Stadtquartiere jeweils in sich und miteinander vernetzt. So sollen sich die unterschiedlich strukturierten Quartiere im systemischen Verbund nachhaltig und wirtschaftlich ergänzen und Energie untereinander austauschen.

„Ich freue mich, dass bereits jetzt das erste Reallabor der Energiewende die Arbeit aufnimmt. Unsere Reallabore sind Innovationsprojekte im Industriemaßstab. Wir entwickeln und erproben darin Technologien, die wir für unsere ehrgeizigen energie- und klimapolitischen Ziele brauchen. SmartQuart zeigt beispielhaft, wie die Energiewende vom Stromsektor auch auf andere Sektoren übertragen werden kann", erklärte Altmaier bei der Übergabe im Wirtschaftsministerium in Berlin.

„Ich freue mich, dass wir mit ‚SmartQuart‘ das erste ‚Reallabor der Energiewende‘ sein können. innogy arbeitet intensiv daran, die Energiewende aktiv zu gestalten und zum Erreichen der von der Bundesregierung gesetzten Klimaziele einen Beitrag zu leisten. Diesen Weg setzen wir mit unserem Projekt ‚SmartQuart‘ nun konsequent fort. Wir wollen zeigen, dass der Schritt in Richtung einer klimaneutralen Energieversorgung innerhalb eines Quartiers sowie im Zusammenspiel mit benachbarten Quartieren bereits heute technisch und wirtschaftlich möglich ist“, sagt Dr. Andreas Breuer, Leiter Neue Technologien/Projekte der innogy.

„Das Projekt SmartQuart zeigt darüber hinaus sehr eindrucksvoll, welche Beiträge Wasserstoff im Wärmemarkt und Gebäudebereich für eine integrierte Energiewende leisten kann. Unseres Erachtens muss der Wärmemarkt als größter Gasverbraucher deshalb in der Nationalen Strategie Wasserstoff neben den wichtigen Anwendungen in der Industrie und Mobilität ebenfalls Berücksichtigung finden”, sagt Jan Heiner, Projektleiter bei Viessmann, anlässlich der Übergabe des Förderbescheids. Das Familienunternehmen ist mit Brennwert- und Brennstoffzellenheizgeräten vertreten, die mit Wasserstoff betrieben werden.

Der Anteil der erneuerbaren Energien im Stromsektor beträgt bereits fast 40 Prozent. Die Sektoren Wärme und Mobilität zeichnen sich jedoch durch einen hohen Anteil fossiler Primärenergieträger aus. Sollen die deutschen Klimaschutzziele erreicht werden, muss der Anteil an erneuerbaren Energien in allen Sektoren. Genau hier setzt das Projekt „SmartQuart“ an – bei einer durch Bürger getriebenen Energie-, Wärme- und Mobilitätswende aus den Quartieren heraus. Ein wichtiger Faktor dabei ist die dezentrale Sektorkopplung auf kommunaler Ebene in Quartieren, um die Energiewende in den Bereichen Mobilität, Wärme und Strom umzusetzen. Dabei werden in den Quartieren unterschiedliche Lösungsansätze erarbeitet, die sich über die Quartiersgrenzen hinweg ergänzen.

„Zentrales Projektelement ist der Austausch von Energie und die intelligente Vernetzung innerhalb und zwischen den Quartieren. Verbrauch und Erzeugung werden dabei schon auf lokaler Ebene optimiert. Dabei werden die unterschiedlichen Sektoren innerhalb der Quartiere miteinander gekoppelt. So soll ein ganzheitliches, nachhaltiges und skalierbares Quartierskonzept für eine erneuerbare Energie- und Wärmeversorgung demonstriert werden“, erklärt Dr. Philipp Werdelmann, Projektleiter ‚SmartQuart‘ bei innogy. innogy investiert insgesamt mehr als 19 Millionen Euro im Projekt. 

Über die Quartiere

Zur Umsetzung der Energiewende im Quartier Bedburg wird auf eine „grüne“ lokale Quartiersenergie (Wärmeenergie und Haushaltsstrom) gesetzt. Die Energie wird vor Ort durch eine neue Windkraftanlage, die im Zuge einer Erweiterung des örtlichen Windparks entstehen wird, und in neuen PV-Anlagen erzeugt und im Quartier verbraucht. Zudem werden hocheffiziente zentrale und dezentrale (pro Haus) Wärmepumpen eingesetzt. In der ländlich geprägten Verbandsgemeinde Kaisersesch soll ein wasserstoffbasiertes Microgrid aufgebaut werden. Dieses zeigt die gesamte Wertschöpfungskette von der Erzeugung, Umwandlung, Speicherung, Verteilung sowie Nutzung regenerativer Energie durch den Endverbraucher in den Sektoren Wärme, Strom, Mobilität und Industrie. So soll die erneuerbare Energie in das Energiesystem integriert werden.

Im Literaturquartier in Essen, dem ehemaligen Gelände der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), entsteht ein neues Quartier bestehend aus Wohngebiet, Kleingewerbe, Büro- und Hotelgebäude. Durch eine PV- und Hybrid-PV-Anlage ist das hochverdichtete städtische Quartier in der Lage selbst Energie zu erzeugen. Zudem werden durch Ladesäulen sowie e-Car- und Bike-Sharing neue Mobilitätsangebote gemacht und der Ausgleich von Verbrauch und Erzeugung durch Nutzung eines zentralen Quartiersspeichers und eines intelligenten digitalen Quartiers-Energie-Management optimiert.

Über SmartQuart

SmartQuart repräsentiert typische Quartiere von niedrig verdichteten ländlichen bis hin zu sehr hoch verdichteten städtischen Räumen. Durch die Abbildung dreier für Deutschland typischer Räume sind die Konzepte auf andere Quartiere übertragbar. In allen drei Stadtquartieren beteiligen sich Bewohner, Energieversorger sowie lokale Technologieanbieter an der Umsetzung von SmartQuart. Projektpartner sind neben innogy noch gridX GmbH, Hydrogenious Technologies GmbH, OFB Projektentwicklung GmbH, RWTH Aachen University, Stadt Essen, Stadt Bedburg, Verbandsgemeinde Kaisersesch und Viessmann Werke GmbH & Co. KG. Assoziierte Partner sind die RWE Power AG, die Siemens AG und die H2 MOBILITY Deutschland GmbH & Co.KG.

Über die „Reallabore der Energiewende“ 

„Reallabore der Energiewende“ sind eine neue Fördersäule im 7. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung. Unternehmen erproben dabei in einer Region den realen Betrieb von neuen Technologien in großem Maßstab. Dabei analysieren sie auch gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Forschung die Wechselwirkungen mit dem Energiesystem und der Gesellschaft. Vor Ort zeigt sich, wie Akteure und Technologien der Energiewende interagieren. Auf diese Weise werden wertvolle Erfahrungen gesammelt, um den Transfer von Innovationen in die Praxis zu beschleunigen. Die Ergebnisse der Reallabore sollen auch aufzeigen, wie die gesetzlichen  Rahmenbedingungen weiterentwickelt werden müssen, um den breiten Einsatz der untersuchten Technologien zu ermöglichen.

Quelle: Viessmann Werke GmbH & Co. KG

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