Nach den extrem windreichen Weihnachtstagen 2016 empfiehlt die Deutsche Energie-Agentur die Rahmenbedingungen für Pumpspeicherwerke zu verbessern.
"Pumpspeicher sind die Schlüsseltechnologie für die Energiewende"
„Pumpspeicherwerke und andere Speichertechnologien sind unverzichtbar für die Integration volatiler erneuerbarer Energien“, sagt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. „Sie wirken als Puffer zum Ausgleich von Schwankungen des Stromangebots und der Nachfrage. Außerdem tragen sie maßgeblich zur Netzstabilität insgesamt bei. Damit wir diese Schlüsseltechnologie für die Energiewende in vollem Umfang nutzen können, müssen wir jetzt günstige Rahmenbedingungen schaffen und möglichst auch Investitionen in neue Anlagen anregen."
Es sei zum Beispiel nicht sinnvoll, Speicher als Letztverbraucher einzustufen und sie mit nicht sachgerechten Entgelten und Umlagen über Gebühr zu belasten, führt Kuhlmann aus. "Leider wurde dies bei der aktuellen Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes und des Erneuerbare-Energien-Gesetzes nicht angemessen berücksichtigt. Stromspeicher sollten im Energiewirtschaftsgesetz als eigenes Element definiert und von allen Letztverbraucherabgaben befreit werden.“
Pumpspeicherwerke könnten bei einem starken Überangebot von Strom aus schwankenden Quellen wie Wind- und Solarenergie maßgeblich zur Versorgungssicherheit beitragen, da sie überschüssige Energie in großen Mengen aufnehmen und in Zeiten geringeren Stromangebots abgeben. Es gelte jetzt, die Rahmenbedingungen für Stromspeicher weiterzuentwickeln, um einen wirtschaftlichen Betrieb auch in Zukunft zu sichern. Pumpspeicherwerke würden zum Beispiel über die sogenannte Letztverbraucherregelung mit nicht sachgerechten Abgaben belastet.
Pumpspeicher entlasten Stromnetz und nehmen überschüssigen Strom auf
Die Weihnachtsfeiertage 2016 waren gekennzeichnet durch eine niedrige Stromnachfrage und eine hohe Windeinspeisung. Es kam zeitweilig zu negativen Preisen an der europäischen Strombörse EEX. Ein Teil des Stroms wurde in deutschen Pumpspeicherwerken zwischengespeichert. Dennoch kam es zu relativ hohen Stromexporten. Beispiel Heiligabend: Der Anteil der Windkraft an der Nettostromerzeugung betrug um 19:00 Uhr 52,5 Prozent, der Anteil des Stroms aus Pumpspeicherwerken lag aufgrund niedriger Strompreise nur bei 0,3 Prozent. Das zeigen die Angaben der Übertragungsnetzbetreiber und der europäischen Strombörse.
Vier Tage später, am 28. Dezember um dieselbe Zeit, hatte der Wind merklich nachgelassen. Die Nachfrage und die Strompreise stiegen wieder an und Windräder steuerten nur noch 5,6 Prozent zur Nettostromerzeugung bei. Dagegen lieferten Pumpspeicherwerke während dieses Zeitraums 6,5 Prozent des Stroms. Die Weihnachtstage zeigen beispielhaft, wie Pumpspeicherwerke dazu beitragen, starke Schwankungen der Einspeisung und Phasen niedriger Erzeugung erneuerbarer Energien auszugleichen und zu überbrücken.
Pumpspeicher als eine von verschiedene Speicheroptionen
Generell gibt es neben Pumpspeichern unterschiedliche Speichertechnologien wie etwa Batteriespeicher oder Power-to-Gas. Diese unterscheiden sich vor allem durch ihren Entwicklungsstand, die damit verbundenen Kosten sowie durch ihre Leistung und Kapazität. Speicher wie Schwungräder und Kondensatoren können zum Beispiel Stromschwankungen eher im Sekunden- bis Minutenbereich ausgleichen. Batterien eignen sich dagegen für den Minuten- bis Stundenbereich, Pumpspeicher auch für den Tagesbereich.
Langfristige Speicher, die auch tage- oder wochenlang Strom bereitstellen können, werden in Zukunft vor allem durch chemische Speicherung verfügbar sein, befinden sich aber noch in der Erprobung. Ein Beispiel hierfür ist die Power-to-Gas-Technologie, bei der Gase wie Wasserstoff oder Methan mit Hilfe von erneuerbarem Strom hergestellt werden. „Für das Stromsystem werden im Zuge der Energiewende kurz- und langfristige Stromspeicher in großem Umfang benötigt“, sagt Andreas Kuhlmann. (aho)