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Quartier-TU-Dresden

Zwei wesentliche Hebel für den kommunalen Klimaschutz sind die Bereiche Verkehr und Gebäude. Trotz vielfältiger Forschung gibt es deutschlandweit bislang wenig praktischen Fortschritt. Doch Dresden kann im Bereich Gebäude und Energieversorgung jetzt einen entscheidenden Schritt vorankommen, denn die EU hat die sächsische Landeshauptstadt zusammen mit der Stadt Zaragoza in Spanien als „Leuchtturm“ für die Erprobung klimaneutraler Energieversorgungstechnologien ausgewählt. Dresden erhält dafür rund 7,5 Millionen Euro EU-Fördermittel.

Gemeinsam mit der Landeshauptstadt, werden die TU Dresden, SachsenEnergie, Wohnen in Dresden (WiD) und die Vonovia im Rahmen des Projektes „NeutralPath“ anhand von zwei unterschiedlichen Wohnquartieren in Hosterwitz-Pillnitz und Leuben in den kommenden fünf Jahren beispielhaft zeigen, wie die nachhaltige Sanierung des Gebäudebestandes, ressourcenschonender Neubau und der Umbau der Energieversorgung klimagerecht und bezahlbar erfolgen kann. Die Projektpartner geben weitere Millionen in das Vorhaben, so dass insgesamt über 46 Millionen Euro in zukunftssichere Gebäude- und Energiekonzepte investiert werden können.
Die wissenschaftliche Leitung und Begleitung des Projekts haben Prof. Clemens Felsmann, Professur für Gebäudeenergietechnik und Wärmeversorgung am Institut für Energietechnik, und Prof. John Grunewald, Professur für Bauphysik am Institut für Bauklimatik an der TU Dresden, inne.

„Wir werden am Beispiel der beiden Quartiere neue technologische Ansätze und simulationsbasierte Planungsmethoden in Dresden anwenden, die Gebäude und Energieversorgungssysteme noch stärker als Einheit sehen und dadurch Synergien erschließen. Die Überführung und Erprobung dieser Technologien und Methoden in die Praxis ist ein wichtiger Schritt, um das Vertrauen in die wirtschaftliche Umsetzbarkeit regenerativer Versorgungskonzepte zu erhöhen“, erläutert Prof. Felsmann. 

Zwei Quartiere – zwei Konzepte für unterschiedliche Anforderungen

Bei den Altbau-Bestandswohnhäusern der 1960er Jahre in Dresden-Hosterwitz wird erprobt, wie der Spagat zwischen bezahlbarem Wohnraum und anspruchsvoller energetischer Sanierung gelingen kann. „Durch die Nutzung lokal verfügbarer regenerativer Energiequellen und einem vernetzten Energiemanagement unter Einbezug der Speichermöglichkeiten der Gebäude wird ein weitgehend energieautarkes Quartier geschaffen“, führt Prof. Grunewald aus. Die energetischen Sanierungsmaßnahmen in den Bestandsgebäuden sollen dabei kostengünstig und ohne große Eingriffe in die bestehenden Wohnräume erfolgen. „Außerdem bietet der Standort Erweiterungspotenziale für Neubauten, wo neuartige CO2-sparende Materialien und Bauweisen eingesetzt werden, die unter maßgeblicher Beteiligung von Wissenschaftlern der TU Dresden entwickelt wurden“, ergänzt er. 

Im Plattenbau-Bestand in der Jessener Straße in Leuben werden die Heizungsanlagen der Gebäude technisch optimiert und die Gebäude künftig mit umweltfreundlicher Fernwärme versorgt. Dazu wird ein Teilstrang des Fernwärmenetzes separiert und mit Wärmepumpen ausgestattet. Gleichzeitig entsteht damit auch die Möglichkeit, die Abwärme eines nahegelegenen Supermarktes zu erschließen und den Kältebedarf regenerativ abzudecken. Außerdem sollen mithilfe von Photovoltaik-Anlagen regenerative Energien für kostengünstige Mieterstromangebote, wie Elektrofahrzeuge genutzt werden. Prof. Felsmann betont den Modellcharakter des Vorhabens: „Bestandsgebäude mit ähnlichen Problemlagen sind in Deutschland und Europa weit verbreitet. Mit dem Umbau der Energieversorgung in der Jessener Straße ist also auch das Ziel verbunden, einen erfolgreichen Prototypen zu schaffen.“ 

Wissenschaft und Bürger begleiten

„Mit dem Beschluss, bis 2035 klimaneutral zu werden, hat sich Dresden ein sehr ambitioniertes Ziel gesetzt, das es nun zu untersetzen gilt. Ich freue mich, dass die TU Dresden die Landeshauptstadt bei diesem Vorhaben maßgeblich unterstützt“, erklärt Prof. Roswitha Böhm, Prorektorin Universitätskultur der TU Dresden: „Das Projekt NeutralPath leistet mit der beispielhaften Realisierung klimaneutraler und energiepositiver Quartiere einen bedeutenden Beitrag. Jetzt kommt es darauf an, die geplanten Vorhaben in der Wärme- und Stromversorgung konsequent und erfolgreich umzusetzen. Wir haben mit diesem Projekt das Potential, als Vorbild in Europa zu wirken.“
Die Bürgerinnen und Bürger werden durch verschiedene Beteiligungsformate von Anfang in die Projektumsetzung einbezogen.

Quelle: TU Dresden

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