Nach Ansicht des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und der IG Metall spielt der Wärmemarkt eine entscheidende Rolle in Sachen Klimaschutz. Beide Verbände fordern die Politik zum Handeln auf.
„Die Kernkompetenzen müssen weiterentwickelt werden“
In einem gemeinsamen „Zukunftsmemorandum“ fordern der BDH und die IG Metall die Bundesregierung auf, geeignete Rahmenbedingungen zur Umsetzung der Wärmewende zu schaffen. Das sei im Koalitionsvertrag bereits so festgehalten, betonten die beiden Organisationen auf einer gemeinsamen Tagung am 28. März 2018 in Berlin. "Die Heizungsindustrie zählt rund 74.000 Beschäftigte, gut die Hälfte davon in Deutschland. Diese Industrie kann entscheidend zum Gelingen der Energiewende beitragen“, sagte IG Metall Vorstandsmitglied Wolfgang Lemb. „Dies wird aber nur zu realisieren sein, wenn Kernkompetenzen und Beschäftigung bei der Entwicklung und der Produktion in Deutschland gesichert und fortentwickelt werden.“
BDH und IG Metall betonten, dass rund 40 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs auf den Gebäudebereich entfällt. Ein Großteil davon wird für das Heizen und Kühlen von Gebäuden benötigt. Zugleich sei der deutsche Heizungsanlagenbestand dramatisch veraltet, rund 70 Prozent der Anlagen entsprächen nicht dem Stand der Technik, kritisierten die Organisationen. Nur etwa 18 Prozent der Anlagen nutzten erneuerbare Energien.
Um das Klimaschutzpotenzial des Wärmemarktes voll auszuschöpfen, fordern BDH und IG Metall daher eine langfristige und verlässliche Strategie für den Marktumbau. Die Strategie müsse „technologieoffen“ gestaltet und konsequent an der CO2-Reduzierung orientiert sein. "Die technischen Lösungen für die Umsetzung der Wärmewende sind allesamt vorhanden. Wichtig ist, dass die neue Bundesregierung jetzt die richtigen politischen Weichenstellungen vornimmt", so BDH-Präsident Manfred Greis.
Das Ziel: Den Modernisierungsstau im Wärmemarkt lösen
Um dem Modernisierungsstau im Wärmemarkt aufzulösen, setzen beide Verbände insbesondere auf eine steuerliche Förderung für energetische Modernisierungen. Einen sinnvollen Weg bei den steuerlichen Anreizen sehen BDH und IG Metall in dem Vorschlag, 30 Prozent der Investitionssumme in höhere Energieeffizienz über drei Jahre von der Steuerschuld abziehen zu können. Aktuelle Förderprogramme wie das Marktanreizprogramm des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sowie die Förderung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau sollen erhalten bleiben, jedoch stark vereinfacht werden. Das Gebäudeenergiegesetz soll nach dem Vorstellungen von BDH und IG Metall schnellstmöglich umgesetzt und „finanziell angemessen“ ausgestattet werden.
Diesen Vorschlag hatten unter anderem der Bundesverband der Deutschen Industrie, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Deutsche Energie-Agentur dena eingebracht. Ein entsprechendes Programm soll nach Empfehlung von BDH und IG Metall auf 10 Jahre angelegt sein. Weiterhin fordern beide Verbände den Ausbau der regenerativen Stromerzeugung. Im Rahmen der Sektorkopplung soll der Strom verstärkt im Wärmemarkt zum Einsatz kommen. Auch zukunftsfähige Speicherkonzepte dürften dabei nicht zu kurz kommen. „Aufgrund der Volatilität des Stroms aus erneuerbaren Energien sind daneben Speicherkonzepte, bei zentralen Lösungen vor allem auf der Basis von Power-to-Gas und Power-to-Liquid, weiterzuentwickeln“, so der BDH und IG Metall. (aho)