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Die Gebäudearmaturenindustrie in Deutschland schaut auf ein enttäuschendes erstes Halbjahr 2023 zurück. Die Hersteller mussten einen Umsatzrückgang von nominal 5 Prozent verbuchen. Preisbereinigt kam dies einem Minus von 14 Prozent gleich.

Anders als erwartet schwächelte nicht nur das Inlandsgeschäft, sondern auch die Umsätze im Ausland waren rückläufig. Real sank der Inlandumsatz um 14 Prozent, während die Umsätze im Ausland um 15 Prozent schrumpften.

„Seit Beginn des Jahres schlägt die schwache Baukonjunktur voll auf das Geschäft mit Gebäudearmaturen durch. Bedingt durch externe Umstände sehen sich unsere Mitglieder daher mit nachlassenden Umsätzen und einem sehr schwachen Ordereingang konfrontiert. Ein Rückgang in diesem Ausmaß war bis vor Kurzem noch nicht absehbar, so dass sich jetzt einige unsere Mitglieder dazu gezwungen sehen, auf Kurzarbeit zurückzugreifen“, erläutert Dr. Laura Dorfer, Geschäftsführerin des VDMA Fachverbandes Armaturen, die aktuelle Lage. 

Der Wohnungsbau befindet sich auf einer rasanten Talfahrt. Mit Blick auf die Zukunft punkten eigentlich insbesondere Sanitärarmaturen bei den Themen Wassersparen und Kreislaufwirtschaft. Heizungsarmaturen zählen zu wesentlichen Komponenten im Zuge der Energiewende. „Es ist daher dringend angezeigt, dass seitens der Politik gegengesteuert wird“, betont die Fachverbands-Geschäftsführerin. 

Die aktuellen Zahlen sprechen jedoch für sich: Die Erwartungen für die Gebäudearmaturenindustrie sind angesichts real zweistellig sinkender Auftragseingänge entsprechend pessimistisch. Der VDMA Armaturen rechnet für 2023 mit einem nominalen Umsatzrückgang von 7 Prozent. 

Nur Heizungsarmaturen noch mit Umsatzwachstum
Einzig das Segment Heizungsarmaturen war im ersten Halbjahr 2023 noch gut unterwegs. Die Umsätze kletterten insgesamt um 16 Prozent und konnten dabei sowohl im Inland (plus 13 Prozent) als auch im Ausland (plus 20 Prozent) wachsen. Real kommt dies einem Plus von 4 Prozent gleich. 

Deutlich schlechter ist die aktuelle Lage dagegen bei Sanitärarmaturen vor und hinter der Wand. Der Umsatz bei Sanitärarmaturen vor der Wand ließ um 8 Prozent nach und ging dabei im Inland (minus 10 Prozent) und Ausland (minus 7 Prozent) deutlich zurück. Preisbereinigt entsprach dies einem Minus von 18 Prozent. Bei Technischen Gebäudearmaturen stagnierte das Inlandsgeschäft, im Ausland schrumpfte der Umsatz um 6 Prozent. Insgesamt kam der Industriezweig damit auf ein nominales Minus von 2 Prozent. Preisbereinigt entspricht dies einem Rückgang von 12 Prozent. 

Exporte im Rückwärtsgang
Auch das Geschäft im Ausland entwickelte sich im ersten Halbjahr nicht erfreulich. Während das Exportgeschäft im vergangenen Jahr noch um 8 Prozent expandieren könnte, sanken die Ausfuhren in den ersten sechs Monaten 2023 nominal um 2,2 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Real entsprach das einem Rückgang von 11 Prozent. 

Die Liste der Top 10-Absatzländer wurde anders als 2022 von Frankreich angeführt. Die Exporte in das Nachbarland kletterten um 13,6 Prozent auf 221,8 Millionen Euro. Auf Rang zwei platzierten sich die USA. Die Exporte in die Vereinigten Staaten stiegen aber nur um 1,4 Prozent auf 179,9 Millionen Euro. Die Exporte nach China konnten nicht an das gute Vorjahr anknüpfen. Die Lieferungen in die Volksrepublik gingen um 24,9 Prozent auf 165,9 Millionen Euro zurück. 

Europas Baukonjunktur stehen schwierige Zeiten bevor
In Deutschland befindet sich der Wohnungsbau momentan in einer besonders desolaten Lage. Neben der hohen Inflation und den steigenden Zinsen sind die politischen Rahmenbedingungen unklar und sorgen für eine starke Verunsicherung. Investoren und Privatverbraucher treten von Projekten zurück beziehungsweise nehmen keine mehr in Angriff. Die Baugenehmigungen sind im ersten Halbjahr um 30 Prozent gesunken. Auch das Renovierungsgeschäft liegt brach. 

Ähnlich ist die Lage in den Nachbarländern. Nach einem Rekordjahr 2022 für die europäische Bauindustrie rechnen die Experten des europäischen Branchennetzwerks Euroconstruct für 2023 und 2024 mit einem realen Rückgang des Bauvolumens. Hauptverursacher ist der schwache Wohnungsbau. Erst 2025 wird Potenzial für Wachstum gesehen. Langfristig bleiben wird aber voraussichtlich der Mangel an qualifizierten Fachkräften im SHK-Handwerk. 

Quelle: VDMA

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