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CEGA 2018

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Der zweite gemeinsame Kongress „CEGA – Congress für Experten der TGA“ von RECKNAGEL und dem VDI Wissensforum
hat an den Erfolg der Erstveranstaltung anknüpfen können.

Hoher Diskussionsbedarf in der Branche

Die Kongressleiter, Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke und Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz, konnten am 27. und 28.11.2018 rund 200 Experten der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) in Baden-Baden begrüßen.Die Schwerpunkte des CEGA-Programms leiteten sich aus den aktuellen Top-Themen der Branche ab: Niedrigstenergiegebäude und klimaneutraler Gebäudebestand, Smart Buildings, Internet of Things und Gebäudeautomation sowie Ökodesign-Anforderungen, energetische Inspektion von raumlufttechnischen Anlagen, Qualitätssicherung bei Wärmepumpen und Auslegung und Bewertung von Wohnungslüftungsanlagen. Den Auftakt der CEGA bildeten Plenarvorträge vor großer Runde. Danach konnten sich die Teilnehmer jeweils für einen von drei parallel stattfindenden Vorträgen entscheiden. Was sehr schnell deutlich wurde: Unter den Teilnehmern herrschte hoher Diskussionsbedarf zu den aktuellen Entwicklungen in der Branche.

Die Kongressleiter, Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke und Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz

Die Kongressleiter, Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke und Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz

CEGA: Erster Kongresstag

Gebäudeenergiegesetz

Kongressleiter Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz, Geschäftsführer der ITG Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden Forschung u. Anwendung GmbH, referierte über den brandaktuellen ersten Entwurf des neuen Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und stellte auch die mögliche Zeitschiene bis zum Erscheinen dar. Auffällig hierbei war, dass es europaweit unterschiedliche Meinungen zur Festlegung des Begriffes „Niedrigstenergiehaus“ gibt. In Deutschland soll dieser beispielsweise mit dem eingeführten und nicht übermäßig ambitionierten Anforderungsniveau der EnEV 2016 festgeschrieben werden.

Weiterhin interessant waren die Ausführungen zu neuen Systemkombinationen. So ist es nach dem GEG-Entwurf unter Umständen möglich, mehr Photovoltaikstrom in der Gebäudebilanz zu berücksichtigen, als dies bisher der Fall war. Aus dem Teilnehmerkreis wurden hierzu einige kritische Fragestellungen vorgebracht, beispielsweise bezüglich der Grenzen für eine maximale Anrechenbarkeit. Details hierzu lieferte Dr.-Ing. Bernadetta Winiewska, ITG Dresden, in ihrem Vortrag „Elektrische versus thermische Solarenergienutzung“.

Klimaneutraler Gebäudebestand

Dr.-Ing. Stephan Anders, Leiter DGNB-System der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V., führte in seinem Vortrag die Bedeutung der Zertifizierung zur Erreichung des klimapolitischen Ziels „Klimaneutraler Gebäudebestand“ aus. Besonders bei großen Bauprojekten werde die Zertifizierung immer mehr nachgefragt und als wichtiges Investitionskriterium verstanden. Die DGNB-Zertifizierung sei mit einem Anteil von 84 % an den insgesamt zertifizierten Objekten in Deutschland klarer Markführer vor LEED und BREEAM. Zur Gesamtheit der gebauten Gebäude sei die Zertifizierungsrate jedoch immer noch sehr gering und läge deutlich unter 1 %. Trotzdem sollten die Auswirkungen der Nachhaltigkeitsbewertungen nicht unterschätzt werden, so Anders, da sich viele Planer und Bauherrn an den DGNB-Kriterien orientieren, ohne dass die Gebäude letztendlich zertifiziert werden.

Qualitätssicherung bei Wärmepumpen

Drei Vorträge waren dem Themengebiet Qualitätssicherung bei Wärmepumpen gewidmet. Alexander Sperr, Referent Normung und Technik beim Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V., erläuterte, wie sich Planer und Handwerker durch Schulungen nach der neuen VDI 4645 für Heizungsanlagen mit Wärmepumpen qualifizieren können. Frank Röder, Leiter Technical Sales Service bei der Stiebel Eltron GmbH & Co. KG, legte dar, wie Heizungs-Wärmepumpen auch zum Kühlen eingesetzt werden können und wie mögliche Fallstricke bei der Planung umgangen werden können.

PD Dr.-Ing. habil. Joachim Seifert, Technische Universität Dresden, stellte eine neue Analysemethode zur Bestimmung der Arbeitszahlen von Wärmepumpen vor, bei der durch eine Kombination von Messung und Simulation (Hardware in the Loop) realitätsnahe Arbeitszahlen bestimmt werden können. Das Verfahren ist auch für andere Wärmeerzeuger wie beispielsweise Kraft-Wärme-Kopplungs-Systeme geeignet. Eine parallel stattfindende Session widmete sich der Wohnungslüftung sowie neuen Lüftungskonzepten. Besonders interessant dabei waren die Ausführungen von Prof. Dr.-Ing. Thomas Hartmann, Geschäftsführer ITG Dresden, zur ganzheitlichen Bewertung alternierender Wohnungslüftungsgeräte.

World-Café

Erstmals auf der CEGA 2018 gab es das neue Format „World-Café“. Die Teilnehmer waren eingeladen, in kleiner Runde über die Themen „Wie kann die Nutzungsphase eines Gebäudes zum Ende des Lebenszyklus verlängert werden?“, „Ist die Zukunft elektrisch?“ und „Wie kann BIM aus Sicht der TGA funktionieren?“ zu diskutieren. Das neue Format wurde von den Teilnehmern sehr gut angenommen und es ergaben sich interessante Fachgespräche. Bei Thema Nummer zwei beispielsweise kamen die Diskussionsteilnehmer zu dem Schluss, dass selbstverständlich der Anteil an elektrischen Heizungssystemen deutlich ansteigen wird. Ob es sich hierbei allerdings um zentrale Versorgungssysteme im Sinne von Wärmepumpen mit einem nachgeschalteten wasserbasierten hydraulischen System handeln wird oder um elektrische Heizungen im Sinne einer Widerstandsheizung, konnte nicht eindeutig geklärt werden.

Einig waren sich die Teilnehmer jedoch, dass die Digitalisierung auch in der Gebäudeenergietechnik einen entscheidenden Umbruch bewirken und viele neue Marktteilnehmer hervorbringen wird. Die hierbei neu adressierten Services müssten jedoch erst den Beweis erbringen, dass sie der energetischen Effizienzsteigerung von technischen Systemen im Gebäudesektor dienlich sind. Positives Feedback zum World-Café kam geballt von den studentischen Teilnehmern: „Das World-Café war super, wir wurden alle aktiv einbezogen und konnten unsere Meinung darstellen. Ich denke, davon habe ich am meisten mitgenommen“, sagte beispielsweise Philip Grant, Universität Stuttgart. Auch Sebastian Theißen, Technische Hochschule Köln, war begeistert: „Speziell das neue Format des World-Cafés hat eine sehr gelungene Möglichkeit geboten, in kleinen Gruppen aktuelle Themen zu diskutieren“.

Aber nicht nur die Studenten sahen das neue Format als gelungen an: Lars Schumacher, Geschäftsführer der Deerns Deutschland GmbH, freute sich bereits auf eine Fortsetzung in 2020: „Das World-Café bitte unbedingt beibehalten, es war sehr werthaltig.“ Kongressleiter Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke, Geschäftsführer des Instituts für Luft- und Kältetechnik, der eine der drei Diskussionsrunden moderierte, sah dies genauso: „Das Format werden wir mit Sicherheit fortführen. Es ist die perfekte Gelegenheit, um mit den Teilnehmern direkt in Kontakt zu treten und neue Entwicklungen zu diskutieren.“

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    Das neue Konzept World-Café kam bei den CEGA-Teilnehmern gut an.

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    Im Rahmen des World-Cafés diskutierten die Teilnehmer in kleiner Runde über aktuelle Themen.

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    PD Dr.-Ing. habil. Joachim Seifert (links) übernahm den Part des Moderators beim Thema „Ist die Zukunft elektrisch?“.

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