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DIN 4109 zum Schallschutz im Hochbau, Richtlinienentwurf VDI 2081

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Die bisherige DIN 4109 zum Schallschutz im Hochbau wurde komplett neu bearbeitet. Professor Achim Trogisch von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden fasst die Neuerungen zusammen.

Weiterer Gegenstand dieses Beitrags ist der neue Richtlinienentwurf VDI 2081 vor. Dieser gilt für alle RLT-Anlagen, die der Lüftung oder Klimatisierung von Aufenthalts- und Arbeitsräumen dienen.

Dieser Fachbeitrag ist zuerst in der GI 2/17 erschienen.

1. DIN 4109 – Schallschutz im Hochbau – eine komplette Neubearbeitung

Die bisherige DIN 4109 zum Schallschutz im Hochbau von 11/1989 mit ihren zwei Beiblättern und Berichtigungen wurde komplett neu bearbeitet. Unter anderem auch im Hinblick auf die Anpassung an die europäischen Normen zum Schallschutz hinsichtlich der Daten und Hinweise wurde sie aktualisiert. Sie gliedert sich nun in die Teile 1, 2, 31, 32, 33, 34, 35, 36 und 4 ([1] - [9]).  Neben den baulichen Aspekten wird auf neue schallschutztechnische Anforderungen der gebäudetechnischen Anlagen sowohl in Wohngebäuden als auch in Nichtwohngebäuden hingewiesen.

Die Anforderungen dieser Norm gelten zum Schutz

  • gegen Geräusche aus fremden Räumen, die bei bestimmungsgemäßer Nutzung entstehen,
  • gegen Geräusche von TGA-Anlagen sowie Anlagen aus Gewerbe- und Industriebetrieben, die im selben oder in baulich damit verbundenen Gebäuden vorhanden sind,
  • gegen Außenlärm, wie z.B. Verkehrslärm oder Lärm aus Gewerbe- und Industriebetrieben

und bilden die Grundlage für erforderliche Baukonstruktionen bei Neubauten sowie für bauliche Veränderungen bestehender Bauten.
Deshalb ist diese Norm eine wichtige Planungsgrundlage, die Architekten, Bauklimatiker, Bauingenieure sowie Planer und Ausführende von gebäudetechnischen Anlagen kennen und berücksichtigen sollten. Dies gilt auch in Bezug auf die Nennung in den allgemeinen Vertragsbedingungen und die anzuwendenden anerkannten Regeln der Technik.

Teil 1: Mindestanforderungen [1]

Diese Norm legt Anforderungen an die Schalldämmung von Bauteilen in schutzbedürftigen Räumen und an die zulässigen Schallpegel in schutzgebedürftigen Räumen in Wohngebäuden und Nichtwohngebäuden zum Erreichen der beschriebenen Schallschutzziele fest.

Inhaltlich werden behandelt:

  • Kennzeichnende Größen für die Anforderungen
  • Luft- und Trittschalldämmung in Wohn- und Arbeitsbereichen
  • Luft- und Trittschalldämmung in Nichtwohngebäuden
  • Anforderungen an die Luftschalldämmung von Außenbauteilen
  • Anforderungen an die Luft- und Trittschalldämmung zwischen „besonders lauten“ und schutzbedürftigen Räumen
  • Maximal zulässige A-bewertete Schalldruckpegel in fremden schutzbedürftigen Räumen, erzeugt von gebäudetechnischen Anlagen und baulich mit dem Gebäude verbundenen Gewerbebetrieben
  • Maximal zulässige A-bewertete Schalldruckpegel in schutzbedürftigen Räumen in der eigenen Wohnung, erzeugt von raumlufttechnischen Anlagen im eigenen Wohnbereich
  • Anforderungen an Armaturen und Geräte der Trinkwasser-Installation

Die informativen Anhänge A und B beinhalten:

  • Erläuternde Angaben um Schallschutz
  • Empfehlungen für maximal zulässige A-bewertete Schalldruckpegel in der eigenen Wohnung, erzeugt von heiztechnischen Anlagen im eigenen Wohnbereich

Es wurde eine Reihe von Veränderungen gegenüber der Ausgab von 11/1989 vorgenommen, beispielsweise:

  • Redaktionelle Überarbeitung
  • Aufnahme des Anhangs A
  • Übernahme einiger Aussagen aus der DIN 1946 Teil 4
  • Überarbeitung von Tabellen
  • Verweise in andere Teile (z.B. Teil 36)

Teil 2: Rechnerische Nachweise der Erfüllung der Anforderungen [2]

Diese Norm legt Berechnungsverfahren fest, mit denen die Schallübertragung in Gebäuden für

  • Luftschall,
  • Trittschall und
  • Außenlärm

ermittelt werden kann.

Der Nachweis durch die in der Norm genannten Berechnungsverfahren für die zu erwartende Luft- und Trittschalldämmung und die zu erwartenden Schallpegel aus gebäudetechnischen Anlagen gilt für den bauordnungsrechtlichen geforderten Nachweis als Eignungsnachweis für die in Teil 1 gestellten Anforderungen.
Zum Teil wurden Ausführungen der DIN EN 12354 in diesem Teil zusammengefasst bzw. ergänzt.

Die Norm enthält detaillierte Ausführungen zu:

  • Berechnungsverfahren
  • Verwendung und Behandlung von Daten
  • Hinweise für besondere Bausituationen

Der normative Anhang weist die Symbole aus.

Inhalt der informativen Anhängen B bis D ist:

  • Ermittlung von Kenngrößen zur Planung des Schallschutzes
  • Detaillierte Ermittlung der Unsicherheiten für die Schalldämmung
  • Rechenbeispiele

Die Norm ist eine komplette Neubearbeitung im Hinblick auf die Anpassung an europäische Normen des baulichen Schallschutzes. Vereinfachte Verfahren aus dem Beiblatt 1 der Norm von 11/1989 wurden übernommen bzw. abgeleitet.

Teil 4: bauakustische Prüfungen

Diese Norm gibt an, nach welchen bauakustischen Prüfverfahren die in der Normenreihe verwendeten schalltechnischen Größen zu bestimmen sind, wenn nicht bereits Festlegungen im Rahmen der Produktnormen oder bauaufsichtlichen Prüfungen (z.B. allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen) vorliegen.
Die Norm enthält detaillierte Ausführungen zu Labormessungen und Baumessungen.

Die normativen Anhänge A, B und C beinhalten:

  • Nationale Ergänzungen für Prüfungen im Prüfstand
  • Prüfungen in ausgeführten Bauten
  • Ermittlung des maßgeblichen Außengeräuschpegels durch Messungen

Gegenüber der Ursprungsnorm erfolgte eine grundlegende Überarbeitung, wobei die Nachweise mit bauakustischen Messungen und der rechnerischen Ermittlung des maßgeblichen Außengeräuschpegels übernommen wurden.


 

Teil 31: Daten für den rechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) - Rahmendokument [3]

Dieser Normteil ist die erklärende Grundlage für die Teile 32 bis 35 der DIN 4109. Sie beschäftigt sich mit der Gliederung der Teile und beschreibt die Bauteilgruppen in diesen Teilen.

Teil 32: Daten für den rechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) - Massivbau [4]

Dieser Normteil enthält schalltechnische Daten von Bauteilen und Konstruktionen für den Massivbau, die ohne bauakustische Prüfungen in den in Teil 2 genannten Berechnungsverfahren für den rechnerischen Nachweis nach Teil 1 verwendet werden dürfen.
Er gilt nur in Verbindung mit Teil 31. Ausführlich und detailliert werden die Bauteile für den Massivbau und sogenannte „Stoßstellen“ beschrieben.

Teil 33: Daten für den rechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Holz-, Leicht- und Trockenbau [5]

Dieser Normteil enthält schalltechnische Daten von Bauteilen und Konstruktionen für den Holz-, Leicht- und Trockenbau, die ohne bauakustische Prüfungen in den in Teil 2 genannten Berechnungsverfahren für den rechnerischen Nachweis nach Teil 1 verwendet werden dürfen. Er gilt nur in Verbindung mit Teil 31. Ausführlich und detailliert werden die Direktschalldämmung von Bauteilen des Holz-, Leicht- und Trockenbaus und die Flankenschalldämmung des Holz-, Leicht- und Trockenbaus beschrieben.

Teil 34: Daten für den rechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Vorsatzkonstruktionen vor massiven Bauteilen [6]

Dieser Normteil behandelt die bewährte Verbesserung des Schalldämm-Maßes und die bewertete Trittschallminderung von Vorsatzkonstruktionen vor massiven Bauteilen. Vorsatzkonstruktionen im Sinne dieser Norm sind Konstruktionen, bei denen eine Bekleidung über eine Dämmschicht oder eine Unterkonstruktion vor einem massiven Bauteil (Wand, Decke) angebracht werden. Sie verändern die Schalldämmung der massiven Grundkonstruktion.
Er gilt nur in Verbindung mit Teil 31. Ausführlich und detailliert werden die Varianten der Vorsatzkonstruktionen beschrieben.

Teil 35: Daten für den rechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Elemente, Fenster, Türen, Vorhangfassaden [7]

Dieser Normteil behandelt schalltechnische Daten für Bauteile, die ohne bauakustische Prüfungen in den in Teil 2 genannten Berechnungsverfahren für den rechnerischen Nachweis nach Teil 1 verwendet werden dürfen. Unter anderem sind dies Elemente, Fenster, Türen, Vorhangfassaden.
Die Norm enthält Daten zu Innentüren sowie zur Schalldämmung von Öffnungen und Fugen. Er gilt nur in Verbindung mit Teil 31. Ausführlich und detailliert werden die Konstruktionen Fenster, Türen, Rollladenkästen, Öffnungen und Fugen, Lichtkuppeln, Dachlichtbänder, Sandwichelemente und sonstige Elemente beschrieben.

Teil 36: Daten für den rechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Gebäudetechnische Anlagen [8]

Dieser Normteil behandelt den Bereich der sanitärtechnischen Anlagen und legt dafür die Nachweise fest. Er enthält Hinweise und Daten für die schalltechnische Planung und Ausführung gebäudetechnischer Anlagen.

Er gilt nur in Verbindung mit Teil 31. Inhaltlich werden Ausführungen vorgenommen zu:

  • Übersicht über gebäudetechnische Gewerke
  • Gewerkeübergreifende Hinweise zum Schallschutz gebäudetechnischer Anlagen
  • Sanitärtechnische Anlagen

Der informative Anhang A gibt Hinweise zu weiteren gebäudetechnischen Anlagen wie Wärmeversorgungs- und -erzeugungsanlagen, Solaranlagen, RLT-Anlagen, Kälteanlagen, Starkstromanlagen, Förderanlagen und nutzungsspezifische Anlagen.

Literatur

[1] DIN 4109 Bl. 1: Schallschutz im Hochbau – Teil 1: Mindestanforderungen 07/2016; Beuth Verlag GmbH, Berlin.
[2] DIN 4109 Bl. 2: Schallschutz im Hochbau – Teil 2: Rechnerische Nachweise der Erfüllung der Anforderungen 07/2016; Beuth Verlag GmbH, Berlin.
[3] DIN 4109 Bl. 311: Schallschutz im Hochbau – Teil 31: Daten für den rechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Rahmendokument; 07/2016; Beuth Verlag GmbH, Berlin.
[4] DIN 4109 Bl. 32: Schallschutz im Hochbau – Teil 32: Daten für den rechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Massivbau; 07/2016; Beuth Verlag GmbH, Berlin.
[5] DIN 4109 Bl. 33: Schallschutz im Hochbau – Teil 33: Daten für den rechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Holz-, Leicht- und Trockenbau; 07/2016; Beuth Verlag GmbH, Berlin.
[6] DIN 4109 Bl. 34: Schallschutz im Hochbau – Teil 34: Daten für den rechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Vorsatzkonstruktionen vor massiven Bauteilen; 07/2016; Beuth Verlag GmbH, Berlin.
[7] DIN 4109 Bl. 35: Schallschutz im Hochbau – Teil 35: Daten für den rechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Elemente, Fenster, Türen, Vorhangfassaden; 07/2016; Beuth Verlag GmbH, Berlin.
[8] DIN 4109 Bl. 36: Schallschutz im Hochbau – Teil 36: Daten für den rechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Gebäudetechnische Anlagen; 07/2016; Beuth Verlag GmbH, Berlin.
[9] DIN 4109 Bl. 4: Schallschutz im Hochbau – Teil 4: bauakustische Prüfungen 07/2016; Beuth Verlag GmbH, Berlin.


 

2. VDI 2081 Bl. 1 (Entwurf) – Eine wichtige Richtlinie zur Akustik in RLT-Anlagen

Einleitung

Der Richtlinienentwurf VDI 2081 [1] gilt für alle RLT-Anlagen, die der Lüftung oder Klimatisierung von Aufenthalts- und Arbeitsräumen dienen.

Er bezieht sich

  • auf die im Zusammenhang mit der Errichtung solcher Anlagen zu stellenden schallschutztechnischen Anforderungen und die dafür zu treffenden Maßnahmen und
  • nicht auf Maßnahmen an der Baukonstruktion, in denen die RLT-Anlagen installiert sind.

Inhaltlich werden ausführlich behandelt:

  • Formelzeichen
  • Akustische Grundlagen
  • Allgemeines
  • Richtwerte für den maximalen Schalldruckpegel
  • Ermittlung des Ventilatorgeräuschs
  • Ermittlung der Geräusche von raumlufttechnischen Geräten (Kapitel 9)
  • Ermittlung der Schallleistung von Leitungsnetzen
  • Abschätzung der in der Anlage zu erwartenden Schallpegelsenkung
  • Schallausbreitung
  • Ermittlung der erforderlichen Schallschutzmaßnahmen (Kapitel 13)

Beispiele zur Anwendung der Richtlinie sollen in einem Blatt 2 der Richtlinie behandelt werden.

Bemerkungen

Die akustischen Grundlagen werden prägnant und nachvollziehbar dargestellt. Es wäre wünschenswert, wenn dieses Kapitel von Erstellern von Dokumentationen und Prospekten aufmerksam gelesen würde und damit endlich eindeutig die Angaben korrekt gemacht würden, ob es sich um einen Schalldruck- oder Schallleistungspegel handelt.Tabelle 5 weist hilfreiche Empfehlungen für A-bewertete Schalldruckpegel der RLT-Anlagen im Aufenthaltsbereich anhand von Beispiele für verschiedene Raumarten aus.

Die Aussagen zu Schalldruckpegeln außerhalb von Gebäuden sind ein wichtiger Hinweis für die Aufstellung des Kondensators von Luft-Wasser-Wärmepumpen.
Obwohl die Kapitel 9 bis 13 auf den ersten Blick umfangreich erscheinen, so dokumentieren sie eine ausgewogene Planungs- und Berechnungsgrundlage. Wenn diese in der Planungs- und Ausführungspraxis von RLT-Anlagen ausreichend berücksichtigt würden, dann gäbe es bestimmt wesentlich weniger Probleme bei der Gewährleistung der akustischen Behaglichkeit, zumal Fehler bei der Auslegung und Montage im Nachhinein äußerst schwer zu korrigieren sind.

Fazit

  • Der vorliegende Richtlinienentwurf ist ein sehr gutes Kompendium zum Schallschutz sowohl in RLT-Anlagen als auch zum Verständnis der Geräuscherzeugung und der Lärmminderung.
  • Der Entwurf ist ein Beweis, wie technisches „Know-how“ in einem Dokument kurz und prägnant zusammengefasst werden kann (im Gegensatz zu den aktuellen DIN EN Normen in der TGA).
  • Trotz der positiven Einschätzung des Autors wäre es wünschenswert, dass von der Möglichkeit von Einsprüchen und Korrekturhinweisen Gebrauch gemacht würde.

Literatur


[1] VDI 2081 Bl. 1 (Entwurf): Raumlufttechnik – Geräuscherzeugung und Lärmminderung; 12/2016; Beuth Verlag GmbH, Berlin.

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