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Heizsysteme: Gemischte Bilanz für EU-Energieeffizienlabel

Seit zwei Jahren müssen Heizgeräte nach EU-Richtlinien mit dem Energieeffizienzlabel gekennzeichnet werden. Darunter fallen alle neu verkauften Heizsysteme und Warmwasserbereiter bis 70 Kilowatt Leistung. Nun zieht der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), der an der Einführung der Kennzeichnung mitgewirkt hat, eine gemischte Bilanz.

Verbundanlagenlabel

Die Effizienzkennzeichnung von Warmwasserbereitern und Heizsystemen war eine wesentliche Neuerung, weil sie nicht nur das einzelne Produkt klassifiziert, sondern mit dem Verbundanlagenlabel die Effizienz verschiedener Produktkombinationen ausweist. "Das Verbundanlagenlabel ist ein spannendes Konzept und kann die Verbraucher in die Lage versetzen, beim Kauf von Heizungsanlagen Aspekte der Effizienz und Nachhaltigkeit besser zu berücksichtigen", sagt auch Pedro Dias, Generalsekretär des Europäischen Solarthermieverbands (ESTIF). Jedoch laufe man Gefahr, diese Chance durch Probleme in der Umsetzung zu verspielen, so Dias weiter.

Denn laut der Einschätzung europäischer Projektpartner im EU-Projekt LabelPack A+ gefährdet die Kombination aus fehlender Aufklärung, unzureichender Marktüberwachung und geringem Interesse der Handwerker die Verbreitung des Labels im Markt. Letztere müssten beispielsweise die Energieeffizienz der Verbundanlagen bestehend aus Komponenten unterschiedlicher Hersteller selbst berechnen. Dies hat zu deutlicher Kritik der Installateure am Zusatzaufwand und an der zusätzlichen Verantwortung geführt.

Evaluierung des Energieeffizienzlabels

Auch Dr. Michael Herma, Geschäftsführer des Spitzenverbandes der Gebäudetechnik VdZ e.V., der die Berechnungsplattform HEIZUNGSlabel für Verbundanlagen mit der Industrie entwickelt hat, bestätigt diese Erfahrung: "Der VdZ und seine Branchenpartner haben alle Voraussetzungen für ein möglichst einfaches Labelling von Verbundanlagen mit der Plattform HEIZUNGSlabel geschaffen. In Belgien und Deutschland wurden über HEIZUNGSlabel zwar bereits über 30.000 Label erstellt, leider ist das Label jedoch auch nach zwei Jahren noch nicht vollständig vom Markt angenommen und bei den Verbrauchern weitgehend unbekannt. Hier muss noch mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden."

Diese Erfahrungen sollen jetzt in die Evaluierung des Labels durch die EU-Kommission einfließen. "Uns war zwar bewusst, dass das Label den Mehrwert von Solarwärmesystemen nur ungenügend darstellt und die solare Nachrüstung nicht berücksichtigt. Dennoch hatten wir erwartet, dass es die Verbraucher sensibilisiert und den Austausch alter, ineffizienter Heizungen vorantreibt", sagt Pedro Dias von ESTIF. Diese Umsetzungsschwierigkeiten gelte es anzuerkennen und bei der Novelle der EU-Richtlinie zu berücksichtigen.

Hintergrund

Während die Ökodesign-Richtlinie Hersteller dazu verpflichtet, effiziente Produkte zu entwickeln, sollen Kunden mithilfe der Effizienzkennzeichnung einfacher eine Kaufentscheidung treffen können. Besonders effiziente Systeme, die auch erneuerbare Energien wie Wärmepumpen, Biomasse oder Solarwärme einschließen, können die besten Kategorien A+ bis A+++ erreichen. Die im Juni 2017 vom EU-Parlament beschlossene Novellierung der Rahmenrichtlinie nimmt die Heiz- und Warmwassersysteme jedoch in wesentlichen Punkten aus, eine Neuanpassung der Energieeffizienzkategorien ist voraussichtlich erst deutlich nach dem Jahr 2020 zu erwarten. (fei)

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